Gerbereitechnische Grundlagen

Diese Kurzinformation über gerbereitechnische Arbeitsabläufe soll Nichtfachleuten helfen, den Produktionsablauf der Lederherstellung besser zu verstehen.

Um aus einer rohen Haut ein fertiges Stück Leder herzustellen, muß dieses mehr als einhundert Mal in die Hand genommen werden. Zwischendurch laufen die chemischen Prozesse in Fässern oder anderen Gefäßen. Wegen der hohen Personalkosten ist es daher heutzutage sehr teuer, Leder in Deutschland zu produzieren..
Wir haben bewußt auf detaillierte Informationen über chemische Prozesse in dieser Ausarbeitung verzichtet, um in Kurzform möglichst viel Informationen zu übermitteln. Dennoch ist es wichtig, einige wenige chemische Prozesse zu erwähnen, um den Produktionsablauf besser erklären zu können.

Grundvoraussetzungen für gutes Leder sind:
gute Rohhäute
eine gute Konservierung
gutes Wasser
die richtigen Chemikalien
die auf die Rohware ausgearbeitete Technologie

Allgemeines

Zuerst sollte gesagt werden daß, im Gegensatz zur Pelzindustrie, kein Tier gezüchtet wird, um die Rohhaut für die Lederindustrie zu gewinnen.

Würde es die Lederindustrie nicht geben, würde die Welt – solange Fleisch gegessen wird – in einem Haufen von stinkenden Fellen und Häuten ersticken. Die Lederindustrie ist vielmehr eine Recyclingindustrie, die ein Abfallprodukt zu einem hochwertigen Naturprodukt veredelt.

Die Produzenten von Pelzen und die Zurichtbetriebe haben sich schon vor über 30 Jahren dem Washingtoner Artenschutzgesetz angeschlossen, um wildlebende Tiere zu schützen. Es ist gut, daß es Zuchtbetriebe gibt, die es uns ermöglichen, wie zu Urzeiten der Menschheit, den warmen und schmeichelnden Pelz tragen zu können. Natürlich gibt es, wie überall auf der Welt, auch hier schwarze Schafe die daß Ansehen der gesamten Branche ruinieren.

Kapitel

Die folgenden Abschitte wählen Sie bitte einzeln an

Hier erfahren Sie, welche Felle bzw. Häute für die unterschiedlichsten Lederprodukte verarbeitet werden und warum.

Nachstehend erfahren Sie, welche Felle bzw. Häute für die unterschiedlichsten Lederprodukte verarbeitet werden und warum.

Lederbekleidung aus Nappaleder, im Volksmund auch Glattleder genannt:
Nappaleder ist die Narben- bzw. die Haarseite.

Lamm bzw. Schaf
Wollschafe können zur Doppelhäutigkeit neigen, Haarschafe sind in der Struktur fester, Lamm und Schaffelle sind die am meisten verwendeten Felle für Bekleidungsleder , feines Narbenbild

Hirsch, Elch, Ren
hochwertige, superweiche und griffige Ware sehr markantes Narbenbild

Ziegen
Sehr strapazierfähig, grobes aber interessantes Narbenbild

Rind, Büffel
festere Leder , schlechtere Qualitäten werden stark abgedeckt für günstige Lederbekleidung eingesetzt.

Känguruh
3 dimensonaler Faserverlauf , 13 x reißfester als Rindleder daher sehr gut für Motorradbekleidung und für Hochleistungssportschuhe

Schwein
Porc Nappa wird viel in den ehemaligen Ostblockländern verwendet.

Pecarie
kleines südamerikanisches Hausschwein , auch wildlebend, sehr hochwertiges weiches Leder mit einem typischen Schweinsledernarben.

Lederbekleidung aus Velourleder im Volksmund fälschlicher Weise auch Wildleder genannt.

Velourleder wird immer aus der Hautinnenseite bzw. Fleischseite hergestellt.

Ziegen
sehr schöne Velours , Markenzeichen sind die feinen Adern im Leder

Wollschaf
Velour neigt leicht zur Doppelhäutigkeit , Velourschliff ist nicht ganz so fein wie bei den Ziegenvelours

Haarschafe
Velourschliff ähnlich dem Ziegenvelour allerdings ohne Äderchen.

Elch , Hirsch
grober Schliff , wird viel für Trachten und Landhausmode eingesetzt.

Ren, Antilope
feinster Velourschliff möglich , wird auf Grund des hohen Preises selten bzw. nur für hochwertige Bekleidung eingesetzt.

Rind
da man Rindleder mehrmals in der horizontalen spalten kann wird für billige Velourleder hier ein Rindspalt eingesetzt.

Schwein
Porcvelour ist ein strapazierfähiges feines Velour mit einem sofort erkennbaren Velourschliff

Lederbekleidung aus Wildleder
Elch , Hirsch, Ren, Antilope
die Leder aus diesen Häuten sind die echten Wildleder und werden für hochwertige Waren verwendet.

Lederbekleidung aus Nubukleder
als Nubuk bezeichnet man angeschliffene Narbenleder.
Lamm, Kalb, Rind und Büffel
werden hauptsächlich verwendet.

Bekleidung aus Pelzvelours
Bei Pelzvelouren handelt es sich überwiegend um verschiedene Schaf – bzw. Lammrassen. Hier wird die Wollseite nach Innen getragen und die Fleischseite nach aussen. Die nach aussen getragene Seite wird entweder als Velour gearbeitet oder beschichtet. Beschichtetes Material bezeichnen wir als Nappalan. Die wichtigsten Schafrassen die zur Herstellung von Pelzvelouren geeignet sind:

Schmaschen
Hauptsächlich aus Südamerika bekannt unter Cordoba oder Cordoritos

Merinos
aus Spanien und Frankreich

Merino Kreuzungen
aus Italien , bekannt als Toscana oder Abruzzen

Gotland -, oder Viking
Lamm aus Schweden.

Lederwaren, Portefeuille
für Lederwaren werden hauptsächlich folgende Leder eingesetzt:

Lamm, Ziege, Kalb, Rind

Sehr hochwertige Lederwaren werden aus gezüchteten Krokodil- Straußen- bzw. Schlangenhäuten hergestellt.

Möbel- und Autopolster
zu 99% wird Rindleder verarbeitet. Die Durchschnittsgröße liegt bei ca. 5-6 qm/Haut.

Schuhoberleder
Ziegenleder als Chevreau im Handel, hochwertige Kalb bzw. Rindleder, Roß,
vor allem der Spiegel wird für hochwertige Stiefel verwendet

Der Aufbau der Haut

Haare bzw. Wolle

Epidermis (Oberhaut) – Narben am Leder – Ca. 1 % der Hautdicke

Papillarschicht – Hohlräume durch Haarpapillen, Schweiß und Fettdrüsen – Ca. 85 % der Hautdicke

Subcutis (Unterhaut) – Ca. 15 % der Hautdicke, wird durch die mechanischen Arbeiten in der Herstellung entfernt.

DIE ROHHAUT
Physikalische und chemische Eigenschaften

a. Das Kollagen

  • im trockenen Zustand weißlich hart und spröde.
  • Unlöslich in kaltem Wasser und organischen Lösungsmitteln.
  • Wasseraufnahme bis zu 70 % bezogen auf das Gewebegewicht,teilweise als hydrat- oder Kapillarwasser eingelagert.
  • Wasserdampfadsorption bis zu 50 % bezogen auf das Kollagen- Gewicht. Entscheidender Vorteil gegenüber synthetischen Austauschmaterialien.
  • Konservierung durch Wasserentzug möglich.
    Bei fortschreitender Erwärmung in Gegenwart von Wasser schrumpfen die Fasern auf ein Drittel ihrer ursprünglichen Länge und beginnen irreversibel zu verleimen.
  • Am isoelektrischen Punkt hat Kollagen ein Quellungsminimum.
  • Verdünnte Säuren und Alkalien bewirken eine Ladungsquellung, d.h. infolge verstärkter Wasseraufnahme nehmen Volumen und Gewicht zu (reversibel). Konzentrations- und Temperaturerhöhung wie auch eine Verlängerung der Zeit führen zu hydrolisierenderQuellung (zum Teil reversibel).
  • Hydrotope Substanzen steigern die Quellung und senken die Verleimungstemperatur, solche mit hoher Polarität machen das Kollagen löslich.


b. Das Keratin

  • Charakteristischer Schwefelgehalt von 3-5 %
  • Hydrolytisch reduktiv und oxidativ spaltbar.


c. Die Eiweißstoffe der tierischen Haut

c.1 Unstrukturierte Eiweißstoffe (ca.3,5 %)
Albumine, Globuline, verschiedene Proteide und Melanine, diese werden in
der Wasserwerkstatt entfernt.

c.2 Strukturierte Eiweißstoffe
Kollagen (ca. 98 %), Elastin (ca. 1 %), und Keratin (Epidermis, Haare ), dies
ist die Gerüstsubstanz für die Ledererzeugung.

d. Zusammensetzung der tierischen Haut

Wasser ca. 65 %
Eiweißstoffe ca. 33 %
Mineralstoffe ca. 0,5 %
Fettsubstanzen ca. 2- 6 % bei Rindern
ca. 2-10 % bei Ziegen
ca. 5-30 % bei Schafen

e. Rohwarenbegriffe:

Blößen Allgemeine Bezeichnung für enthaarte Felle und Häute.
Im Rohwarenhandel auch Bezeichnung für geschorene
abgezogene Lamm und Schaffelle.

Borkeleder Leicht mit vegetabilischen und syntetischen Gerb-
stoffen behandelte, getrocknete Leder

Crustleder Überwiegend chromgegerbte evtl. auch nachgegerbte,
mit geringer Vorfettung ,nicht gefärbte, Leder.

Pickelblößen Blößen, die für die Gerbung mit mineralischen
Gerbsalzen mit einer Lösung aus Kochsalz und Säure
vorbehandelt wurden.
Bei Anwendung höherer Salz- und Säurekonzentration
als Konservierungsart im Handel.
Wetblue Bezeichnung für alle chromgegerbten, noch feuchten
Leder.

Wetwhite Bezeichnung für alle, mit syntetischen oder
modifizierten Gerbstoffen gegerbte und feuchte
Leder.

Zahmhäute Sammelbezeichnung für alle Häute des mehr im Stall
gehaltenen Viehs. Sie stammen vorwiegend aus
Europa und Nordamerika.

f. Rohhautschäden

Mechanische Verletzungen:
Brandzeichen, Stacheldrahtrisse, Dornheckenrisse und Stiche, Striegelrisse, Mistgabelstiche, Hornstoßverletzungen, Scheuerstellen.

Krankhafte Veränderungen:
Warzen, Geschwüre, Hautkrankheiten, Narbenveränderungen und
Gewebezerstörungen durch parasitären Pilzbefall.

Verätzungsschäden:
Blinder Narben bis rauhe, offene Narbenbeschädigungen durch Mist und Urin.

Parasitenschäden:
Engerlingsschäden durch die Dasselfliege,stichartige Löcher durch Zecken, Verhornungen und Löcher durch Milben, Läuse und Nematoden.

Abzugsschäden :
Fleischerschnitte durch Abzugsmesser, Narbensprenger durch Ausstoßen beim Abzug, Brühschäden-, vorwiegend bei Schweinshäuten.

Konservierungsschäden:
Salzflecken, Fäulnis, rote und blaue Verfärbungen, violette Flecke durch Bakterien, Adrigkeit, Schimmelflecken, Eisenflecken, Käferfraß, Trockenschäden (Verleimungen).

 

Die Konservierung der Haut

I.2.

DIE ROHHAUTKONSERVIERUNG
Zweck der Konservierung
Schutz der frisch abgezogenen Häute und Felle gegen den Einfluß von Microorganismen zur Erzielung einer längeren Lagerfähigkeit.

I.2.1.

Methoden:
a. Konservierung durch Lufttrocknung
Aufhängen oder Aufspannen und langsame Lufttrocknung unter einem Dach (auf keinen Fall Sonneneinwirkung, Verleimung)
Feuchtigkeitsgehalt der lufttrockenen Häute 10-15 %

b. Trockensalzung
Kombination von Salzen und Trocknen oder erst Antrocknen und dann Nachsalzen.

c. Salzkonservierung
Mit festen nicht zu grobkörnigen Salz durch Einstreuen.
Je nach Rohhaut von 30-50 % auf Grüngewicht.

d. Salzlakenbehandlung, Pöckeln.
Einhängen oder Legen in eine gesättigte Salzlösung und anschließende Nachbehandlung mit festem Salz.

e. Pickeln
Hauptsächlichste Anwendung bei entwollten Schaffellen aber auch bei enthaarten Großtierhäuten.

DESINFEKTION
Zur Vermeidung von Bakterien- und Schimmelwachstum bei Weichflotten, Pickelblößen, Wetblues oder Wetwhite Ledern und bei
anderen feuchten Ledern werden Bakterizide und Fungizide eingesetzt.

I.3.
DAS WASSER
Wasserbeschaffenheit für die Lederindustrie

Weiche: Mäßige Härte ist unbedenklich. Hoher
Gehalt an Schwebstoffen oder Fäulnis-
bakterien ist unerwünscht.
Äscher: Für Kalk und Sulfidäscher ist Härte un-
bedenklich, bei Einem Enzymäscher sind
Beeinträchtigungen möglich.

Waschen nach dem Bei hohem Carbonatgehalt Gefahr der
Äscher, Entkälkung Kalkschattenbildung und bei der Beize
und Beize: Beinträchtigung der Enzymatischen
Wirkung.

Pickel, Chromgerbung: Härte ist unbedenklich.

Pflanzliche Gerbung: Härte und Eisengehalt schädlich.
Calcium und Magnesiumsalze führen zu
unlöslichen Gerbstoffverbindungen.
Eisengehalt führt zur Bildung von
grauen bzw. blauen Verfärbungen.

Färben, Fetten: Günstig ist weiches eisenfreies Wasser.

I.3.1. Die Wasserenthärtung

a. durch Erhitzen
Entfernt wird die Carbonathärte bis auf eine Resthärte von ca.
2° d.H.

b. durch Ausfällen und Abscheidung
Mit Kalk oder Ätznatron: Entfernt wird die Carbonathärte bis
auf eine Resthärte von ca. 2° d.
Mit Soda: Entfernt wird die Gesamthärte bis auf eine Resthärte
von ca. 1-2° d.H.

c. Durch feste Ionenaustauscher

d. Durch Komplexbildner mit Polyphosphaten oder organischen
Polysäuren.

I.3.2.
Wasserverbrauch bei der Ledererzeugung
Je nach zu erzeugender Lederart sehr unterschiedlich:
für 100 kg Salzgewicht zwischen 1,5 und 12 cbm Wasser.

a. Pflanzliche Gerbung ca. 3,0-6,0 cbm Wasser

b. Chromberbung ca. 7,0-12,0 cbm Wasser
Moderne Verfahren ca. 1,5- 4,0 cbm Wasser
(Rezirkulierung, Wasserkreislauf, diskontinuierliche Spülprozesse)

Hin zum Leder

Von der Rohhaut zum Leder

II. 1. DIE WEICHE:

WICHTIG:
vor dem Einarbeiten muß die Rohware vorsortiert werden.
nach Größe bzw. Gewicht
nach sichtbaren Fehlern, z.B. Löcher, Haarlässigkeit,

Die Weiche hat den Zweck der Wiederherstellung des natürlichen Quellungszustandes der Haut sowie der Entfernung von Schmutz, löslichen Eiweißstoffen und Konservierungsmitteln.
( Konservierung mit Salz zieht Wasser aus der Haut und nimmt dadurch den Bakterien die Lebensgrundlage genauso die Trockenkonservierung)

Arbeitsweisen:
a. Weichgruben (meistens als Vorweiche für getrocknete Rohware)

b. Haspel oder Mischer (schonende Weiche für empfindliches Material in langen
Flotten).

c. Faß (hauptsächlichste Anwendung, meisten für schwere Häute).

Methoden der Beschleunigung:
a. Mechanische Behandlung, Trockenwalken und Strecken

b. Temperaturerhöhung, bis 28°C. möglich
c. Anschärfen mit alkalischen Mitteln, meist bei trockener Ware.
nicht über einen pH Wert über 10,5 – 11,0. Gefahr der Quellung
und der Haarlockerung.
d. Anschärfen mit sauren Chemikalien, z.B. Ameisensäure
pH Wert nicht unter 4,5 (Quellung)
e. Kochsalzzusatz, bei trockener oder frischer Rohware.
f. Weichhilfsmittel und/oder Netzmittel, beste Möglichkeit der
Beschleunigung der Weiche.

II.2. HAARLOCKERUNG UND HAUTAUFSCHLUß

Bewirkt die Entfernung der Haare oder der Wolle und der Epidermis. Als weitere Effekte werden erhalten: Auflockerung des Kollagenfasergefüges und teilweise Verseifung des Naturhautfettes
(Hautaufschluß, Freisetzung gerbaktiver Gruppen).

II.2.1.
Die gebräuchlichsten Haarlockerungs- und Äschermethoden.

a. Das Schwödeverfahren (Haarerhaltenes Verfahren)
Hier werden die Haarlockerungschemikalien meist mit einer Schwödemaschine auf
die Fleischseite aufgetragen so daß diese dann von der Fleischseite zur Haar
wurzel durchdringen und so schonend Haare oder Wolle lockern.
Ein Nachäscher im Faß ist erforderlich.

b. Faßschwöde
Einwirkung der Schwödechemikalien in zunächst sehr kurzer
und anschließend verlängerter Flotte.

c. Fäßäscher
Der kombinierte Sulfid-Kalkhydrat Äscher ist das meist
angewandte Verfahren.

d. Enzymatische Verfahren
– Kalt und Warmschwitze
Enzymäscher

II.2.2. CHEMIKALIEN
a. Calciumhydroxid
Ausgangspunkt ist der gebrannte Kalk (CaO) welcher mit Wasser in den sog. gelöschten Kalk überführt wird (Ca(OH)2).
Dieser gelöschte Kalk wird immer mehr in Pulverform, als sog. Kalkhydrat, verwendet.(genauere Dosierung)

b. Schwefelnatrium
Schwefelnatrium Schuppen 60 % eisenfrei
Konzentrationen über 3 g/l wirken haarzerstörend.
c. Natriumsulfhydrat
Besitzt geringere Alkalität als Schwefelnatrium. Anteilige Mitverwendung verringert Schwellung und ergibt einen feineren Narben.

d. spez. Äschereihilfsmittel zur Beschleunigung des Äschers bzw. zur Entlastung des Abwassers.
Nach dem Äscher kommen die Felle bzw. Häute aus dem Mischer bzw. Faß und werden maschinell entfleischt. D.h. die lose anhängenden Fleisch bzw Hautreste werden von der Hautinnenseite entfernt.

Entfleischmaschine

Rindleder haben nach dem Äscher eine Hautstärke von bis zu 40 mm. Hier hat man die Möglichkeit aus einer Haut 2 oder 3 Häute zu gewinnen.
Dies wird mit Hilfe einer Spaltmaschine gemacht. Diese Maschine muß 100%ig eingestellt sein da man sonst als Gerber kein Geld verdient sondern verliert, d.h. bei einer fehlerhaften Einstellung kann es passieren daß Häute total zerschnitten aus der Maschine laufen.

Schema (Querschnitt) einer Spaltmaschine

Das Entkälken

Nach dem entfleischen bzw. spalten kommen die Felle bzw. Häute wieder ins Faß oder in den Mischer

II.3. DIE ENTKÄLKUNG

Der Zweck der Entkälkung dient der Entfernung der beim Äscher eingelagerten, kapillar aufgenommenen und chemisch gebundenen Kalkmengen durch Überführung in leichtlösliche Salze.

II.3.1. CHEMIKALIEN
Ammoniumsulfat schwache Entkälkungssäure
Ammoniumchlorid ” ”
Natriumhydrogensulfit ” ”
Ameisensäure starke Entkälkungssäure
Essigsäure ” ”
Salzsäüre ” ”
Schwefelsäure ” ”
Milchsäure ” ”

spezielle Entkälkungsmittel
dienen zur milden und sicheren Entkälkung Z.B. Decaltal Marken (BASF)

II.4. DIE BEIZE
Die Beize soll das Hautfasergefüge weiter Auflockern unter Aufhebung der Alkalischwellung mit Hilfe spezifisch wirkender Enzyme.

Enzyme sind biologische Katalysatoren, die den Ablauf von Reaktionen beschleunigen, ohne selbst verändert zu werden.
Enzyme die speziell auf Eiweißstoffe wirken, werden als Proteasen bezeichnet.
Beiztemperatur
Mit steigender Temperatur nimmt die Geschwindigkeit enzymatischer Umsetzungen zu.
Praktisch anwendbare Beiztemperaturen: 30 – 37 °C.

Höhere Temperaturen schädigen das Hautmaterial.
II.5. ENTFETTUNG

Der Zweck der Entfettung dient dazu das Naturfett aus der Blöße zu waschen bzw. den Rest in der Haut besser zu verteilen.
Tut man es nicht kann es bei der weiteren Bearbeitung zu unregelmäßiger Aufnahme von Gerb und Farbstoffen kommen sowie beim fertigen Leder zum starken Fettausschlag.

II.5.1.
Die häufigsten Entfettungsmethoden:

a) Naßentfettung von Blößen im Walkfass durch Netzmittel oder Emulgatoren bei einer Temperatur von 35-38°C.

b) Trockenentfettung von Leder in einer speziellen Reinigungsmaschine mit Rückdestillation (Chemische Reinigung)
Temperatur bis max. 70 °C.

Hauptsächlich verwendet man Fässer zum Beizen und Gerben

Das Pickeln

II.6.
DAS PICKELN VON BLÖSSEN

Der Zweck des Pickeln ist, die Blößen vor der Chromgerbung auf einen bestimmten sauren pH Wert einzustellen und damit die Adstringenz der Chromgerbstoffe zu vermindern. Der Pickel wird auch zur Konservierung benutzt.

Die häufigsten Pickelmethoden

a) Salzhaltige Pickel mit einer Kochsalzkonzentration von üblich 8-10°Be nicht aber unter 6°Be(Gefahr der Säureschwellung). Die Säuremenge richtet sich je nach pH Wert und Säureart.

b) Salzarme Pickel sind nur möglich bei der Anwendung nichtschwellender, aromatischen Säuren.
Pickelsäuren:

Ameisensäure Starke organische Säure. Maskierend
Essigsäure Schwache organische Säure
Salzsäure Starke anorganische Säure. Nichtfüllend
Schwefelsäure Starke anorganische Säure.

II.7. DIE GERBUNG UND NACHGERBUNG

Der Zweck der Gerbung ist die irreversible Stabilisierung der fäulnisanfälligen Hautsubstanz. Die Gerbung der Blöße zu Leder bewirkt:
– Beständigkeit gegen enzymatischen Abbau und erhöhter Widerstandskraft
gegen Chemikalien
– Erhöhung der Schrumpfungstemperatur und der Heißwasserbeständigkeit
– Herabsetzung oder Aufhebung des Quellvermögens.
– Steigerung der Festigkeitseigenschaften.
Erreicht werden diese Wirkungen durch Vernetzung der Kollagenketten mit
den verschiedenen Gerbstoffen.

II.7.1. Gerbmethoden

a) Pflanzliche Gerbungen
wie z.B. die Altgrubengerbung oder auch die Beschleunigte Gerbung.
Einsatzmengen von 30 – 40 %

b) Mineralgerbung
hier ist hauptsächlich die Chromgerbung zu erwähnen.
Einsatzmengen von 3 – 8 %

c) Aliphatische Gerbung
wie z.B. die Aldehydgerbung, Harzvorgerbung, oder die Trangerbung
Einsatzmengen: Aldehydgerbungen 2-8 % , Trangerbung 25-40 %

d) Kombinierte Gerbungen
Zur Erzielung besonderer Ledereigenschaften werden in der Praxis die
vorgenannten Gerbungen in wechselnder Reihenfolge und
unterschiedlicher Intensität angewandt. Hierbei bestimmt im allgemeinen
die dominierende Gerbung den Ledercharakter.

II.7.2. Die gebräuchlichsten Gerbstoffarten:

a) pflanzliche Gerbstoffe
Eichenrinde Fest und voll gerbend, gelbbraune Farbe
Kastanienrinde dito
Mimosarinde hell gerbend mit rötlichem Stich,
nachdunkelnd
Quebrachoholz rötliche Lederfarbe,schnellgerbend
stark nachdunkelnd
Kastanienholz Sehr fest gerbend mit einer hellgelben Lederfarbe
Sumachblätter Sehr hell gerbend, weich, gute Lichtechtheit
hauptsächlichste Anwendung bei Feinledern
b) Mineralgerbstoffe

Chromgerbstoffe Einsatz bei ca. 80 % der Leder,
für alle weichen Lederarten, kochgar.
Aluminiumgerbstoffe für Leder die Hellfarbig werden sollen
wird auch als Nachgerbstoff eingesetzt.
Zirkongerbstoffe nur bei speziellen Lederarten.

c) Aliphatische Gerbstoffe

Aldehydgerbstoffe Zur Vorgerbung bei wet withe-, neu Sämisch-
und bei Chromfreien Ledern sowie zur Nach-
Gerbung um z.B. waschbare Leder herzustellen

Polykondensations- Diese Gerbstoffe werden hauptsächlich
gerbstoffe und zur Nachgerbung eingesetzt um die
Polymerisations- unterschiedlichsten Lederarten herzustellen.
verbindungen

Fette und Zur Gerbung von Sämischledern und Nachgerbung
Paraffinderivate von ganz speziellen Fettledern.

II.7.3. WICHTIG:

Vor dem falzen ( dünner machen der Leder, die Rückseite wird mit einem Messezylinder abrasiert) sollten die Leder sortiert werden damit nicht unnötig schlechte Ware eingearbeitet wird.
Das kostet Geld und unnötigen Chemikalienverbrauch.

Weiterverarbeitung des -jetzt- Leders

Nach dem falzen kommen die Leder ( erst nach dem gerben wurden die Häute bzw. Felle zu Leder) wieder ins Faß.

II.8. DIE ENTSÄUERUNG

Die Entsäuerung, auch Neutralisation genannt, dient dem Zweck der Entfernung der in mineralgegerbten Leder vorhandenen oder bei Lagerung sich bildenden freien Säuren durch mildwirkende Hilfsmittel ohne Schädigung der Lederfaser.

II.8.1.
Die gebräuchlichsten Entsäuerungsmittel:

Soda(Na-carbonat pH 10,8-11,2 Gefahr starker Entsäuerung
Oberflächenwirkung, keine
gleichmäßige Durchentsäuerung
Na-bicarbonat pH 7,8 -8,1 gute Tiefenwirkung, nicht über
35°C. lösen da sonst Sodabildung
Ammoniumbicarbonat pH 7,5 -7,8 sehr gute Tiefenwirkung
Na-formiat pH 8,5 -8,7 mild wirkendes Mittel mit
schneller Tiefenwirkung.

II.9. DIE HYDROPHOBIERUNG

Der Zweck der Hydrophobierung ist die Erhöhung der Grenzflächenspannung zwischen Lederfasern und Wasser und damit die Herabsetzung oder fast völlige Aufhebung der Wasserbenetzbarkeit durch Einlagern von Hydrophobierungsmitteln in die Ledersubstanz.

Die wichtigsten allgemeinen Hydrophobierungsmittel:
a) Wasserunlösliche Fette, Harze, Kunststoffe, Wachse u.a.m.
b) Chromfettsäurekomplexe, Chrom-, Aluminiumalkylphosphate.
c) Hydrophile Emulgatoren vom Typ Wasser in Öl

II.10. DIE FETTUNG

Der Zweck der Fettung ist die durch die Gerbung dehydratisierten Faserelemente mit einer Fettschicht zu umhüllen, um durch eine Art Schmierwirkung das Leder wieder weich zu machen und ihm einen bestimmten Griff zu verleihen. Zugleich beeinflußt die Fettung auch die physikalischen Eigenschaften des Leders wie z.B. Dehnung, Reißfestigkeit, Wasserbenetzbarkeit oder die Luft und Wasserdampfdurchlässigkeit.

II.10.1.
Die wichtigsten fettenden Substanzen:
a) pflanzliche Öle
b) pflanzliche Fette
c) tierische Öle
d) tierische Fette
e) Wachse
f) Paraffine
g) Mineralöle
h) synthetische Fettsäureester und Wachse
i) Fettalkohole und
j) behandelte Kohlenwasserstoffe

II.10.2. Fettungsmethoden:

Die hauptsächlichste Fettungsweise ist die Lickerfettung mit sulfitierten bzw. sulfatierten Fetten, Ölen oder Fettalkoholen in warmer wässriger Flotte.
Zu erwähnen sind noch die Bürst oder Streichfettung sowie das Abölen oder dem Einbrennen bei pflanzlich gegerbten Ledern.

Die Abläufe bis zum Crust

II.10.3. Arbeiten bis Crust

Bei vielen hochwertigen Ledern wird vor der Färbung zwischengetrocknet, siehe Kapitel 9 Trocknung, um eine bessere Qualität zu erhalten oder um Leder, die für Velour benötigt werden, zu schleifen.
Arbeitsgänge:
Trocknen, (meist Klammertrocknung)
Beschneiden ( es werden die überflüssigen Enden und Fasern abgeschnitten) Schleifen mit einer Walzenmaschine die auf einer Walze mit Schleifpapier versehen wird. ( vorschleifen mit 180 er grober Körnung, nachschleifen mit bis zu 600er feiner Körnung)

II.11. DIE FÄRBUNG

II.11.1. Das Farbmischdreieck

Blau
Türkis
Grün
Schiefer
Violett
Zitron
Braun
Bordeaux
Purpur
Gelb
Orange
Scharlach
Rot

Auf den Seiten des Dreiecks befinden sich die Farbtöne, die man beim Mischen der spektralreinen Grundfarben Gelb und Rot, Rot und Blau, Blau und Gelb erhält.
Die Fläche des Dreiecks wird von denjenigen Farbtönen eingenommen, die Bestandteile aller drei Grundtöne enthalten.

II.11.2. Einteilung der Lederfarbstoffe nach dem anwendungs-
technischen Verhalten:

a) Anionische Farbstoffe
b) Kationische Farbstoffe
c) Oxidationsfarbstoffe
d) Reaktivfarbstoffe
e) Dispersionsfarbstoffe
f) Entwicklungsfarbstoffe
g) Schwefelfarbstoffe
h) Küpenfarbstoffe
i) Naturfarbstoffe
j) Fett und öllösliche Farbstoffe

II.11.3. Die wichtigsten Färbemethoden

a) Faßfärbung
– Färbung in heißer oder kalter Flotte,
– Stufen oder Effektfärbung
b) Bürstfärbung
– Auftrag erfolgt in mehreren Arbeitsgängen auf einer Lederseite;
sehr arbeitsaufwendig. Farbstoffkonzentration: 5-20 g/l
c) Spritzfärbung
– Auftrag mit Spritzpistolen

d) Gießmaschinenfärbung
e) Färbungen mit der Färbemaschine oder einer Druckmaschine.

II.11.4. Färbereihilfsmittel

Hier gibt es anionische und kationische Produkte die Aufgabe haben die Färbungen gleichmäßiger oder brillianter zu machen bzw. spezielle Effekte zu erzielen oder den Farbstoff zu fixieren.
Desweiteren verbessern Färbereihilfsmittel die Leder in Bezug auf das Auswaschverhalten, oder vor zu schneller Bleichung durch die Sonne.

Trocknung

I.12. DIE TROCKNUNG

II.12.1. Die wichtigsten Trocknungsmethoden für Leder
a) Lufttrocknung ohne Energiezufuhr
b) Lufttrocknung mit Energiezufuhr
– Hängetrocknung mit Luftumwälzung
– Kanal oder Tunneltrocknung
c) Klammertrocknung
d) Vakuumtrocknung

II.12.2. Energieaufwand
Zur Verdunstung von 1 kg Wasser werden praktisch benötigt:
ca. 4.200 kJ (Wärmeeinheiten)

II.12.3. verschiedene Feuchtgehalte von Leder
Falzfeuchte 30 – 45 % Feuchtigkeit
nach der Trocknung 8 – 14 % Feuchtigkeit
nach dem Spänen bzw.
vor dem Stollen 26 – 32 % Feuchtigkeit

Klammertrocknung

Getrocknet wird entweder in einem Raum
hängend oder maschinell, siehe Bild oben.
Nach dem Trocknen müssen die Leder mit Hilfe von Maschinen wieder weich gemacht werden.
Diesen Arbeitsgang nennt man „stollen“ .

Die Zurichtung

II.13. DIE ZURICHTUNG

II.13.1. Der Zweck bzw. die Aufgabe der Zurichtung

Der Zweck der Zurichtung ist die allgemeine Erhöhung der Gebrauchseigenschaften des Ledermaterials. Verbesserung des Schutzes gegen Nässe und Verschmutzung. Egalisierung von Flecken oder Narbenfehlern. Aufbringen einer künstlichen Narbenschicht bei Spalt- oder geschliffenen Ledern. Steuerung der Oberflächeneigenschaften (Farbton, Glanz, Griff usw. ).

II.13.2. Einteilung der wichtigsten Zurichtarten

a) nach Effekt
– Anilinzurichtung
– Semianilinzurichtung
– gedeckte Zurichtung
– Phantasie-, Zweifarben-
oder Antikzurichtung

b) technische Verfahren
Spritzzurichtung

Gießzurichtung

– Preß oder Prägezurichtung
– Bügelzurichtung
– Glanzstoßzurichtung

II.13.3. allgemeiner Zurichtungsaufbau

a) Spritzfärbung
zur Egalisierung der Faßfärbung bzw. bei nicht gefärbten Ledern
b) Grundierung
Bestehend aus Pigmenten, Bindern und Hilfsmitteln zur Erzielung
der Haftung für die gesamte Zurichtungsschicht.

c) Deckschicht
Meist härter eingestellt als die Grundierung. Sie vermittelt
das gewünschte Aussehen und egalisiert die Lederoberfläche

d) Appretur
Sie bestimmt das endgültige Aussehen sowie den Griff der Leder-
Oberfläche und beeinflußt maßgeblich die Echtheitseigenschaften
der Zurichtung.

Nach der Zurichtung werden die Leder „gemillt“ d.h. daß die Leder wieder in ein Faß kommen um darin trocken gewalkt zu werden.
Hiernach werden sie gebügelt bzw. geprägt

Bügel bzw. Prägemaschine

II.14. Endkontrolle und Messen

Nach der Zurichtung werden die Leder endsortiert.

d.h. Sie werden nach Narbenbeschädigungen durchgesehen und in verschiedene Klassen z.B. A, B, C, usw. eingeteilt.

da ca. 99 % der Leder nach Maß verkauft werden, müssen die Leder vor dem Versand gemessen werden.

In der Regel sind es heute elektronische Meßmaschinen

Jetzt , nachdem man die Häute bzw. die Leder mehr als 100 mal in die Hände genommen hat verlassen diese die Gerberei als schönes weiches Leder welches weiterverarbeitet wird zu Bekleidung, für Möbel, Schuhe, Portemonnaies, Hüte, Handschuhe und vieles mehr.